Analabszess, Afterabszess (periproktitischer, perianaler)
Beim Beschwerdebild eines akuten Analabszesses kommen die Patienten nach relativ kurzer Beschwerdezeit in die Praxis.
Die Symptome äußern sich meist wie folgt:
- Schmerzen
- Schwellung
- Rötung
- Fieber / Schüttelfrost
- Abgeschlagenheit
Die Patienten bemerken oft eine Verdickung im Afterbereich und einen Schmerz, auch währen der Stuhlentleerung. Unter bestimmten Umständen öffnet sich der Abszess (Eiteransammlung in einer Wundhöhle) von selbst und es entleert sich ein gelbliches Sekret.
Hinter einem Abszess steckt meist ein seit längerem bestehendes anales Fistelleiden, welches sich durch den Abszess erst bemerkbar macht.
Wenn auch die Ursachen eines solchen Entzündungsgeschehens mit Eiterabgang nicht immer bekannt ist, so ist doch der häufigste Mechanismus folgender:
Ähnlich nicht gereinigter Zahnzwischenräume können in den Drüsentaschen im Übergangsbereich von Afterkanal und Enddarm Stuhlreste zu entsprechenden Entzündungen führen, die bei wiederholtem Auftreten eine Fortsetzung in den Schließmuskel zur Folge haben. Durch einen sich wiederholenden Prozess bildet sich ein Entzündungsgang (Fistel) aus, die sich ihren Weg durch die Afterschließmuskulatur bahnt. Am anderen Ende der verschlossenen „Röhre“ kommt es durch sich sammelnde Eiterbakterien zu einer starken Vorwölbung.
Das mögliche Beschwerdebild kann sich äußern durch anhaltende Schmerzen während oder nach der Stuhlentleerung, weshalb aber viele noch nicht gleich den Arzt aufsuchen.
Betroffene versuchen die Beschwerden mit den in den Apotheken handelsüblichen Salben in den Griff zu bekommen, da zuerst an „schmerzende Hämorrhoiden“ gedacht wird.
Manchmal ist die Angst der Menschen sehr groß, damit zum Proktologen zu gehen und sie lassen wertvolle Zeit verstreichen. Zeit, die den Schließmuskel durch die anhaltende Entzündung empfindlich schädigen kann und auch zu einer Inkontinenz führen kann.
Diagnose
Bei den ersten Anzeichen sollte der Hausarzt oder der Arzt für Proktologie aufgesucht werden, der zunächst die Beschwerden, Vorerkrankungen, und eine körperliche Untersuchung des Patienten vornimmt. Dann wird die Afterhaut betrachtet, mit dem Finger ausgetastet und eventuell, je nach Schmerzempfinden des Patienten, eine Proktoskopie (Analkanal- und Enddarmspiegelung) durchführt.
Die Erfahrung eines Spezialisten ermöglicht die richtige Diagnose und das darauf abgestimmte weitere Vorgehen. Sollte das Abszessleiden nicht unmittelbar aufzufinden sein, kann eine Untersuchung mit Ultraschall und in seltenen Fällen die MRT (Magnetresonanz-Tomographie) den Befund sichern.
Therapie
Abszesse müssen operativ großzügig entfernt werden (lat. „ubi pus, ubi evacua“ heißt, „wo sich Eiter findet, muss eröffnet werden“), nur so lässt sich ein weiteres Geschehen und Schaden für den gesamten Bereich verhindern.
Unmittelbar im Anschluss an die Eröffnung des Abszesses erfolgt idealerweise die Untersuchung einer möglichen Fistel. Diese wird nach Auffinden mit einem Faden markiert. Dies dient zum Ablauf von Eiter und Wundsekret (eine Art Wunddrainage) und wirkt einem vorzeitigen Verschluss der Wunde vor, sonst würde sich erneut eine Eiterhöhle bilden.
Bereits hierbei gibt es einen guten Anhalt über den Verlauf der Fistel durch den Schließmuskel. Dies bestimmt dann im Folgenden die Operationsweise, die nach Abheilung der ersten Wunde etwa drei Monate später erfolgt.
Die Fistel muss sorgfältig entfernt werden, um eine erneutes Auftreten nach Möglichkeit zu verhindern.
Da es je nach Verlauf der Fistel sehr unterschiedliche und spezielle Verfahren der Operationen gibt, sollte dies ausschließlich durch einen erfahrenen Spezialisten (Arzt für Coloproktologie / Proktologie) durchgeführt werden.
Genauso wie eine sehr gute Vorbereitung und Operation ist eine kontinuierliche Betreuung durch den Arzt zur Wundheilung für ein hervorragendes Ergebnis unerlässlich. Nur so ist ein möglichst optimales Ergebnis mit Aussicht auf dauerhaften Erfolg gewährleistet.
Fazit
Es liegt nicht in unserer Macht, an einer Analfistel oder eines Analabszess zu erkranken oder nicht, doch können wir verschiedenes dazu beitragen, um die Wahrscheinlichkeit zu vermindern.
Die Haut am After und die Darmschleimhaut ist sehr empfindlich, weshalb eine zu intensive Hygiene in diesem Bereich mehr schadet als hilft.
Feuchttücher sollten nicht zu intensiv angewandt werden. Intimlotionen, Intimsprays, und das Waschen mit zu viel Seife schädigt die empfindliche Haut. Das Ausduschen mit Wasser und Trockentupfen reicht meist aus. Das normale Duschen oder das Bad mit Zusätzen schädigt im allgemeinen die Haut nicht, doch von weiteren Hilfsmitteln sollte abgesehen werden.
Eine regelmäßige Stuhlentleerung von weichen, geformten Stuhl ist ideal. Stuhlverhärtung und oft wiederkehrende Durchfälle wirken ungünstig auf den Enddarm. Zudem begünstigen verschiedene Grunderkrankungen das Auftreten von Abszessen und Fisteln (z.B. Diabetes, chronisch entzündlichen Erkrankungen, Operationen / Bestrahlungen im Enddarm-/ Beckenbereich).
Überlassen Sie es daher nicht dem Zufall, wer die Versorgung eines so wichtigen Organs wie den Enddarm vornimmt. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Hausarzt, der in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten die richtige Behandlung findet.
Ihr
Dr. Stephan Potzler